Blitzunfälle

Zwischen einer Gewitterwolke und dem Erdboden entsteht eine elektrische Spannung. Wenn diese groß genug wird, entlädt sich diese als Blitz, in dem elektrischer Strom fließt. Es kann auch zu Trockenblitzen kommen, also Blitze, die aus einer Gewitterwolke seitlich auslaufen und in einem Bereich einschlagen, in dem es kein Niederschlag gibt. Man ist also nicht unbedingt vor Blitzen geschützt, wenn es nicht unmittelbar regnet. Bei einem Trockengewitter kommt der Niederschlag gar nicht erst am Boden an, da dieser beim Fallen schon wieder verdunstet. Dies ist besonders in trockenen Gebieten problematisch, da das Risiko für Waldbrände dann besonders groß ist.

09/2020 Über dem Mittelmeer bildete sich eine Ambosswolke, kurz darauf brach ein schweres Gewitter los

Entlang des Blitzes wird die Luft extrem stark erhitzt, sodass sie sich explosionsartig ausdehnt. Dadurch entsteht ein Knall. Je weiter weg man sich von einem Blitz befindet, desto mehr wird der Knall zu einem Grollen. Dies entsteht durch Echos die z.B. von Bergen leicht zeitverzögert zurückgeworfen werden. Außerdem entstehen beim Knall Töne in unterschiedlicher Tonhöhe, die sich unterschiedlich schnell ausbreiten.

09/2020 Gewitter über dem Fernpass in Österreich 

Lightningmaps ermöglicht es Blitzgeschehen live mitzuverfolgen

Somit kann man schon am Geräusch abschätzen wie weit ein Gewitter noch entfernt ist. Noch genauer wird die Vorhersage, wenn man die Sekunden zwischen Blitz und Donner zählt. Die Schallgeschwindigkeit in der Luft beträgt 340 Meter pro Sekunde. Für einen Kilometer braucht der Schall also ziemlich genau 3 Sekunden. Um vor einem Gewitter sicher zu sein, gilt die „30/30-Regel“: Wenn zwischen Blitz und Donner mehr als 30 Sekunden vergehen, ist das Gewitter über 10 km entfernt. Diese Entfernung gilt als sicher. In der Regel wird der Donner überhaupt erst unter 10 km hörbar. Die zweite „30“ in dieser Regel steht für 30 Minuten: Wenn man in ein Gewitter geraten ist, gilt die Gefahr als gebannt, wenn mehr als 30 Minuten seit dem letzten Blitz vergangen sind.

Menschen werden durch Blitze auf folgende Weise gefährdet:

  • Durch direkten Blitzeinschlag.
  • Durch Blitzüberschlag, z.B. wenn ein Blitz in einen Baum einschlägt und von dort auf den Menschen überspringt.
  • Durch Berührspannung, z.B. durch Berühren eines Felsen, in den ein Blitz einschlägt.
  • Durch Schrittspannung: Durch einen Blitzeinschlag in den Boden breitet sich die Spannung trichterförmig aus. Die ist für uns in bis zu 30 Meter gefährlich. Bei felsigem Untergrund sogar noch weiter. Durch die Beine (beim Schritt) wird die Spannung ein kurzes Stück überbrückt und fließt so durch den Körper.
  • Durch Explosion und Brand, insbesondere beim Einschlag in nahestehende Bäume.

Jährlich sterben in Deutschland durchschnittlich vier Menschen an Blitzschlag, 110 werden verletzt. Ein direkter Blitzschlag ist in 10-30% der Fälle tödlich. Durch schnelle Erste Hilfe kann die Chance zu überleben deutlich verbessert werden. Durch den Blitzeinschlag kann es zu Herzrhythmusstörungen mit einem Herz-Kreislauf-Stillstand kommen. Dann wird die verletzte Person reanimiert. Das Prozedere unterscheidet sich dabei nicht von Reanimationen aus anderen Ursachen. Im Gegensatz zu einem Stromunfall mit einer technischen Anlage besteht nach einem Blitzschlag keine unmittelbare Gefahr für den Helfer. Die verletzte Person kann also direkt berührt werden. Neben Herzrhythmusstörungen kann es auch zu zahlreichen weiteren Schäden kommen: Lähmungen, Wunden, Verbrennungen, inneren Verletzungen mit Blutungen und Knochenbrüchen, Schockzustände, Gleichgewichtsstörungen, Krampfanfälle sowie Hör- und Sehstörungen. Deswegen sollte ein Blitzopfer immer ärztlich untersucht werden. Ist dies in der Wildnis nicht möglich und auch keine Rettung möglich, sollte eine Tour unterbrochen werden und die Person für mindestens zwei Tage in einem Camp überwacht werden, auch wenn es ihr scheinbar gut geht, da Schäden auch verzögert auftreten können. In dieser Zeit sollte sich die verletzte Person nicht körperlich belasten.

Wenn ein Gewitter aufzieht, sollte Schutz aufgesucht werden. Ideal ist ein Auto, da dieses wie ein faradayscher Käfig wirkt und die Insassen vor dem Blitz sicher geschützt sind. Der Knall kann allerdings sehr laut sein und zu Hörschäden führen und der Blitz kann blenden. Außerdem kann die Elektronik im Fahrzeug beschädigt werden und die Reifen durch die Hitze zerstört werden. In einem Gewitter sollte man deswegen nicht weiterfahren und nach einem Blitzeinschlag das Fahrzeug auf Schäden prüfen.

Draußen muss Abstand zu hohen Bäumen und Gewässern gesucht werden. Bei der Suche nach Schutz sollte darauf geachtet werden, dass man selbst nicht den höchsten Punkt im Gelände bildet. Relativen Schutz findet man in Mulden, Höhlen, am Fuß von Felswänden und unter Felsvorsprüngen. Zum Fels sollte man ein bis drei Meter Abstand einhalten. Um möglichst wenig Leitung für den Strom zu bieten, sollte man sich hinkauern, Füßen nahe zusammen und nur mit den Füßen den Boden berühren. Schuhe und eine Isomatte, auf der man steht, isolieren zusätzlich. Ein Zelt bietet keinen Schutz! Entsprechend ist bei Gewittergefahr ein geeigneter Zeltplatz zu wählen. Der Spruch „Eichen weichen, Buchen suchen“ ist nur halb richtig. Denn auch Buchen sollten gemieden werden. Ein Blitz schlägt in alle Baumarten gleich wahrscheinlich ein.  Vermutlich geht der Spruch darauf zurück, dass Eichenrinde mehr Wasser aufsaugt und deswegen Blitzschäden leichter zu erkennen sind als bei Buchen. Eine Studie hat gezeigt, dass 30% aller Blitzopfer Schutz unter einem Baum gesucht hatten! Ein Abstand von 10 Metern zu Bäumen und Ästen gilt als optimal. Im Inneren eines Waldes mit gleichmäßig hohen Bäumen ist die Gefahr deutlich geringer als bei einzelnen Bäumen. Achtung: In den Bergen bedeutet Gewitter immer auch erhöhte Lawinen- und Steinschlaggefahr. Im Wasser kann ein Blitz noch in über 100 Meter Entfernung zum Einschlagort zu einem Schock und so zum Ertrinken eines Schwimmers führen.

Weitere ausführliche Informationen rund um das Thema Blitzunfälle findest du hier.

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