Ob als Rucksack-Apotheke oder Notvorrat im Auto, die wichtigsten Medikamente können Leben retten und Beschwerden lindern. Das Problem dabei: Medikamente sind für die Zivilisation gemacht. Viele Präparate müssen trocken, lichtgeschützt und in einem Temperaturbereich von 8 bis 25 °C gelagert und angewendet werden, da sie sich sonst zersetzen. Bedingungen, die auf Reisen und in Survival-Situationen kaum einzuhalten sind. Entsprechend sollte sich die persönliche Apotheke auf das Wichtigste beschränken und dabei sinnvoll den zu erwartenden Einsatzbereich abdecken. Gerade für eine Reiseapotheke gilt, dass diese an die typischen Gesundheitsrisiken des Reiselandes und die zu erwartenden Möglichkeiten der Versorgung mit Medikamenten unterwegs angepasst werden muss. Entsprechend kann hier keine end- und allgemeingültige Liste mit Medikamenten folgen. Vielmehr möchte ich für medizinische Laien verständliche allgemeine Prinzipien darstellen und Hinweise zum persönlichen Abwägen konkreter Medikamente geben. Für die Anwendung der Medikamente und deren Folgen übernehme ich keine Haftung.
Allgemeine Hinweise
Die nachfolgende Übersicht kann dir dazu dienen, dir selbst zu helfen, wenn kein Arzt verfügbar ist. Sie dient nicht der Selbstmedikation im Alltag zu Hause, da hier ein Arzt gegebenenfalls eine differenziertere Therapie durchführen kann. Die Angaben bei den Medikamenten gelten für gesunde, nicht schwangere oder stillende Erwachsene. Solltest du an Vorerkrankungen leiden, besprich deine Apotheke vor Reiseantritt mit deinem Hausarzt. Das gleiche gilt, falls du mit der Pille verhütest. Für die Reise in bestimmte Regionen, z.B. Malaria-Gebiete ist außerdem eine reisemedizinische Beratung sinnvoll.
Medikamente haben keine Wirkung ohne Nebenwirkungen. Ich habe nur die aus meiner subjektiven Sicht wichtigsten Nebenwirkungen mit aufgelistet. Da lange Beipackzettel häufig keinen Platz im Rucksack haben, empfehle ich diese vor der Reise zu studieren und als PDF gespeichert auf einer micro-SD Karte mitzuführen. Das entsprechende PDF findest du auf der Website des Herstellers.
Innerhalb einer Gruppe sollten sich möglichst alle mit der Anwendung der Medikamente auskennen. Die Menge der Medikamente richtet sich individuelle nach der Gruppengröße, Vorerkrankungen, Reiselänge, möglicher Versorgung mit Medikamenten unterwegs und zu erwartenden Rettungszeiten. Die Medikamente sollten gleichmäßig auf alle Personen in der Gruppe aufgeteilt werden, um im Falle von Gepäckverlust ausreichend Redundanz zu haben. Antibiotika bilden eine Ausnahme. Weitere Infos dazu findest du unter dem Punkt Infektionskrankheiten.
Medikamente in fester Form wie Tabletten und Pulver sind viel temperaturstabiler als Tropfen, Säfte und Ampullen. Flüssigkeiten können auslaufen z.B. aufgrund des Druckunterschiedes im Flugzeug. Zäpfchen aus Hartfett schmelzen ab einer Temperatur über 25 °C. Das ist gewollt, da sie nach dem rektalen Einführen im Enddarm schmelzen und dort den Wirkstoff freisetzten sollen. Doch wenn das Zäpfchen schon in der Verpackung schmilzt, kann es zu einem Entmischen von Fett und Wirkstoff kommen. In der Folge kann der Wirkstoff auskristallisieren und dann nicht mehr richtig vom Körper aufgenommen werden. Zäpfchen die über 25 °C gelagert wurden, können nicht mehr angewendet werden und müssen entsorgt werden. Bei sehr niedrigen Temperaturen müssen Zäpfchen vorher angewärmt werden, da sie gefroren zum Splittern neigen und scharfe Bruchkanten beim Einführen zu Verletzungen führen können.
Manche Medikamente sind verschreibungspflichtig, das heißt, dass sie nicht frei in der Apotheke gekauft werden können, sondern dass du ein Rezept von deinem Arzt brauchst. Wenn du deinem Arzt erklärst wofür du die Medikamente benötigst, sollte dies keine Hürde sein.
Solltest du Kohle bzw. Aktivkohle verwenden müssen, z.B. zur Behandlung einer Vergiftung, beachte bitte, dass Kohle Medikamente bindet. Medikamente, die innerhalb von drei Stunden nach Kohlegabe genommen werden, wirken oft nicht oder nicht ausreichend.
Die persönliche Apotheke wird in einem stabilen Zipp-Beutel verpackt. Dieser kann im Zweifelsfall als Hilfsmittel benutzt werden: In eine Ecke der Tüte wird ein Loch gestochen. Wird die Tüten nun mit sauberem Wasser gefüllt, kann damit durch viel Druck auf die Tüte eine Wunde ausgespült werden. Scharfkantige Ecken der Blister werden abgerundet, um die Tüte nicht zu beschädigen.
Die Blister selbst werden mit einem transparenten Klebestreifen wie tesafilm® überklebt. Dies verhindert, dass sich die Tabletten im Rucksack aus dem Blister drücken.
Auf manchen Blistern ist die Bezeichnung des Wirkstoffs mit Angabe der Dosierung über jeder Tablette abgedruckt (Variante 1). Das ermöglicht es (im Gegensatz zur Variante 2), einzelnen Tabletten mit Blister auszuschneiden und immer noch alle nötigen Infos draufstehen zu haben.
Schmerzen
Als mittelstarkes Schmerzmittel ist Ibuprofen die erste Wahl, das auch antientzündlich und fiebersenkend wirkt. Paracetamol wirkt oft nicht ausreichend schmerzlindernd, Metamizol kann negative Effekte auf wichtige Blutzellen haben und Acetylsalicylsäure (ASS) führt in größerer Höhe schnell zu starken Schäden der Magenschleimhaut. Außerdem wird durch ASS die Blutgerinnung gestört, sodass es bei Verletzungen zu einem größeren Blutverlust kommen kann.
Auf das Mitführen von starken Schmerzmitteln, sogenannten Opioiden wie Morphin, sollte verzichtet werden. Ohne ausreichende medizinische Erfahrung kann der Einsatz solcher Betäubungsmittel gefährlich sein und der grenzüberschreitende Transport kann schnell zu rechtlichen Problemen im Zielland führen. Sollte es aus Gründen doch nötig sein diese mitzunehmen, sollte auch eine ärztliche Bescheinigung entsprechend der Vorgaben der Bundesopiumstelle mit im Gepäck sein.
Ibuprofen
Wirkstoff pro Tablette: 800 mg
Dosierung: maximale Einzeldosis 1 Tablette, maximale Tagesdosis 3 Tabletten.
Verschreibungspflichtig: Ja. In der Apotheke gibt es unterschiedliche Dosierungen zu kaufen. Ich empfehle, die am höchsten dosierten Tabletten mit 800 mg Wirkstoff pro Tablette einzupacken. Diese sind in zwei gleiche Hälften teilbar und so gut zu dosieren. Allerdings ist Ibuprofen ab 600 mg verschreibungspflichtig. 400 mg Tabletten gibt’s ohne Rezept in der Apotheke.
Hinweis zur Anwendung: Ibuprofen gibt es als normale Tabletten und in Form von Retard-Tabletten. Diese Tablette setzten den Wirkstoff verzögert frei um einen länger anhaltenden, gleichmäßigen Effekt zu haben. Dies ist für unsere Zwecke nicht geeignet, da wir bei akuten Schmerzen schnell einen hohen Wirkspiegel erreichen wollen. Die Tablette wird unzerkaut mit reichlich Flüssigkeit auf nicht nüchternen Magen eingenommen. Bei empfindlichem Magen ist die Einnahme während der Mahlzeit empfohlen.
Wichtige Nebenwirkungen: Gerade bei längerer Einnahme von Ibuprofen kann es zu Magen-Darm-Beschwerden mit Sodbrennen, Übelkeit und Bauchschmerzen kommen.
Infektionskrankheiten
Antibiotika sind aufgrund der massenhaften Nutzung in der Tierzucht und dem falschen Einsatz in der Medizin mit Bildung von resistenten Keimen in Verruf geraten. Trotzdem sind sie extrem wichtige Medikamente, die Leben retten können, indem sie Bakterien abtöten bzw. diese in ihrem Wachstum hemmen. Sie werden zur Vorbeugung und Behandlung von lokalen Infektionen und Blutvergiftungen eingesetzt. Typische Zeichen einer Entzündung sind: Rötung, Schwellung, Schmerzen, Überwärmung bis hin zu Fieber. Manche Antibiotika wirken nur spezifisch gegen bestimmte Keime, andere haben ein breites Wirkspektrum. In der Klinik wird in der Regel die Art des Bakteriums bestimmt, bevor eine Behandlung durchgeführt wird, um eine möglichst spezifische Therapie zu ermöglichen. Dies ist uns unter Survival- und Reisebedingungen nicht möglich. Deswegen bevorzugen wir breit wirksame Antibiotika.
Normalerweise werden Antibiotika nur bei einer bereits bestehenden bakteriellen Infektion verabreicht. Eine Ausnahme bilden ausgeprägte Wunden: Bissverletzungen, offene Knochenbrüche und Verletzungen mit Freilegung der Muskulatur bzw. innerer Organe. Hierbei ist, gerade unter Bedingungen in der Wildnis, davon auszugehen, dass es zu einer schweren Infektion kommen wird. Deswegen geben wir hier schon prophylaktisch ein Antibiotikum, noch bevor sich Zeichen einer Infektion zeigen. Dies wird bis zur nächst möglichen ärztlichen Versorgung fortgeführt. Eine weitere Ausnahme bilden Augenverletzungen. Da die Augen in der Wildnis ein überlebenswichtiger Sinn sind können wir nach einer Verletzung antibiotische Augentropfen verwenden, um einer Infektion vorzubeugen.
Bei der großen Auswahl an Antibiotika gibt es zwei, die sich für unsere Zwecke eignen: Amoxicillin (in Kombination mit Clavulansäure) und Doxycyclin. Zweiteres hat ein breiteres Anwendungsgebiet und wirkt auch gegen spezielle Keime. Allerdings hat Amoxicillin die bessere Wirksamkeit bei infizierten Wunden. Solltest du nur ein Antibiotikum einpacken wollen, ist Amoxicillin dir erste Wahl. Bist du in einer größeren Gruppe unterwegs oder willst längere Zeit abseits der Zivilisation verbringen, empfehle ich statt zwei Einheiten Amoxicillin besser mindestens eine Einheit Doxycyclin und eine Einheit Amoxicillin einzupacken. Eine Einheit besteht aus 15 bis 20 Tabletten. In der Gruppe sollten Antibiotika nicht gemischt aufgeteilt werden. Also nicht wenige Tabletten von beiden, sondern jeder hat entweder das eine oder das andere in seiner Apotheke. So steht bei Gepäckverlust zwar tendenzielle nur ein Antibiotikum zur Verfügung, dieses dafür aber in höher Stückzahl.
Hast du beide Antibiotika zur Auswahl, empfehle ich dir bei infizierten Weichteilverletzungen wie Wunden und bei Infektionen der Atemwege Amoxicillin zu verwenden, da dieses dafür eine bessere Wirksamkeit hat als Doxycyclin. Beide Antibiotika sollten nicht gleichzeitig genommen werden, da sie gegenseitig ihre Wirkung abschwächen.
Therapiedauer: Grundsätzlich gilt bei der Behandlung mit Antibiotika: So kurz wie möglich, so lange wie nötig. Eine genaue allgemeine Therapiedauer vorherzusagen ist nicht möglich. In der Regel reicht eine Behandlung für 5 – 7 Tage aus. Idealerweise wird diese Zeit genutzt um einen Arzt zu konsultieren, der die weitere Behandlungsdauer festlegt.
1. Wahl: Amoxicillin/Clavulansäure
Beispiele für Handelsnamen: Amoclav®, Augmentan®
Wirkstoff pro Tablette: 875mg + 125mg
Dosierung: Zwei Tabletten pro Tag; bei schweren Infektionen drei Tabletten pro Tag, in möglichst gleichen Abständen zueinander.
Verschreibungspflichtig: Ja
Hinweis zur Borreliose-Behandlung: Bei einer Borreliose im Stadium der Wanderröte z.B. nach einem Zeckenstich sind für 14 Tage jeweils drei Tabletten pro Tag einzunehmen.
Hinweise zur Anwendung: Zur besseren Verträglichkeit sollte die Einnahme mit Beginn einer Mahlzeit erfolgen. Auf ausreichendes Trinken während der Behandlung ist zu achten!
Wichtige Nebenwirkungen: Beim Vorliegen einer Virusinfektion kann es zu einem masernartigen Hautausschlag kommen. Außerdem besteht eine Neigung zu Magen-Darm-Problemen wie Durchfall oder Übelkeit.
2. Wahl: Doxycyclin
Wirkstoff pro Tablette: 200 mg
Dosierung: eine Tablette pro Tag
Verschreibungspflichtig: Ja
Hinweis zu ausgewählten Anwendungen:
Hinweise zur Anwendung: Die Einnahme erfolgt zusammen mit einer Mahlzeit am Morgen. Keine Milchprodukte zwei Stunden vor und nach der Einnahme.
Wichtige Nebenwirkungen: Magen-Darm-Probleme wie Durchfall oder Übelkeit. Unter Sonneneinstrahlung kann es zu einer sogenannten phototoxischen Reaktion mit Symptomen wie bei einem starken Sonnenbrand (Rötung, Schwellung, Blasenbildung, Verfärbung) kommen. Deswegen ist unter der Behandlung lange Kleidung und ein Platz im Schatten vorzuziehen. Selten kann es zu einer kurzzeitigen Kurzsichtigkeit kommen. Dies kann z.B. beim Führen von Fahrzeugen zum Problem werden.
Antibiotische Augentropfen: Levofloxacin
Handelsname: Oftaquix®
Konzentration der Tropfen: 5 mg/ml
Einheit: 1 Tropfflasche mit 5 ml
Verschreibungspflichtig: Ja
Hinweis zur Anwendungen: Die Augentropfen werden bei einer Infektion des Auges und nach einer Augenverletzung zur Vorbeugung einer Augeninfektion angewendet. Dazu werden am ersten und zweiten Tag alle zwei Stunden während des Wachseins ein bis zwei Tropfen pro Auge eingetropft. An den folgenden drei Tagen erfolgt dies alle vier Stunden. Die Behandlung dauert im Allgemeinen fünf Tage. In dieser Zeit dürfen keine Kontaktlinsen getragen werden.
PVP-Jod-Salbe
Konzentration der Salbe: 100 mg/g
Einheit: Standardgröße ist eine Tube mit 25 g Salbe. Kleinste käufliche Einheit ist eine Tube mit 15 g Salbe (Jod-Wundsalbe ROBUGEN®) und für die Reiseapotheke in der Regel völlig ausreichend.
Verschreibungspflichtig: Nein
Anwendung: Die Salbe wird zur kurzzeitigen Prävention und Behandlung lokaler Wundinfektionen verwendet. Auf die betroffene Wunde wird die Salbe gleichmäßig aufgetragen und mit einem Verband abdecken. Als Wundauflage keine silberbeschichteten Materialien benutzen, da so Silberjodid entstehen kann und dadurch sowohl die keimabtötende Wirkung von Jod wie auch vom Silber aufgehoben wird. Die Häufigkeit der Anwendung richtet sich nach der Wundsituation.
Übelkeit und Erbrechen
Übelkeit und Erbrechen können ganz unterschiedliche Ursachen haben. Bei Vergiftungen bzw. einem durch Lebensmittel verdorbenen Magen ist Erbrechen sinnvoll, um die Giftstoffe wieder loszuwerden. Hierbei kann allerdings mit der Zeit Flüssigkeitsmangel zum Problem werden.
Ein spezielles Thema ist die Reisekrankheit: Diese wird auch Seekrankheit oder Bewegungskrankheit genannt, ist jedoch nicht im eigentlichen Sinne eine Krankheit, sondern eine physiologische Reaktion des Körpers auf einen Reizkonflikt. So kann es z.B. bei Seegang auf einem Schiff dazu kommen, dass das Gleichgewichtsorgan starke Bewegung wahrnimmt, während die Augen relativ zu sich das Schiff unbewegt erkennen. Dieser scheinbare Widerspruch führt dann zu Übelkeit. Im Gegensatz zu anderen Formen der Übelkeit nimmt diese bei der Reisekrankheit nach dem Erbrechen nicht ab. Wer anfällig dafür ist, sollte rechtzeitig vor der Exposition ein entsprechendes Medikament nehmen. Das Medikament „Vomex A Reise“ sollte 30 – 60 Minuten vorher eingenommen werden. Manchen Betroffenen hilft auch die prophylaktische Einnahme von Ingwer.
Dimenhydrinat
Handelsname: Vomex A® Reise
Dimenhydrinat gibt es in unterschiedlichen Formen wie: Dragees, Kapseln, Zäpfchen und Lösungen. Besonders geeignet ist das Medikament in Form von Sublingualtabletten, da diese nicht erbrochen werden könne und nicht die oben genannten Nachteile von Zäpfchen und Lösungen haben.
Wirkstoff pro Tablette: 50 mg
Dosierung: 1 – 2 Tabletten 3 – 4 mal täglich, maximal 8 Tabletten pro Tag.
Verschreibungspflichtig: Nein
Hinweis zur Anwendung: Die Tablette wird unter die Zuge gelegt. Dort löst sie sich auf und das Medikament wird über die Mundschleimhaut aufgenommen. Das Präparat wird ohne Wasser eingenommen, nicht gekaut und nicht geschluckt.
Wichtige Nebenwirkungen: Es kann zu Schläfrigkeit kommen, was z.B. beim Führen von Fahrzeugen und Tauchen zum Problem werden kann. Deswegen sollte das Medikament, gerade wenn es zur Prophylaxe der Reisekrankheit eingesetzt werden soll, vorher zu Hause getestet werden. So lässt sich die individuelle Empfindlichkeit rechtzeitig erkennen. Häufige Nebenwirkungen sind Mundtrockenheit und eine kurzzeitige Taubheit der Zunge.
Durchfall
Das Hauptproblem bei Durchfallerkrankungen ist der Flüssigkeits- und Salzverlust. Um diesen auszugleichen gibt es Pulver zur Herstellung einer sogenannten oralen Rehydrationslösung. Bei stark wässrigem Durchfall kann zusätzlich Loperamid eingenommen werden. Dieses Medikament hemmt die Darmbewegung und die Flüssigkeitsabgabe in den Darm. Es darf nicht bei fieberhaften Darminfekten mit schleimig-blutigem Stuhl gegeben werden. Hier hat der Durchfall die wichtige Funktion Giftstoffe und Krankheitserreger auszuscheiden.
Orale Rehydrationslösung
Handelsname: Elotrans®
Wirkstoff pro Beutel: 6,03 g für 200 ml Wasser bei Durchfall.
Dosierung: Pro wässrigem Stuhlgang werden 1 – 2 Beutel auf je 200 ml Wasser getrunken.
Verschreibungspflichtig: Nein
Hinweise zur Anwendung: Das braune Pulver wird in 200 ml Wasser gelöst. Nicht kochen! Die angesetzte Lösung ist nicht länger haltbar. Die Behandlung sollte so führ wie möglich beginnen, um negative Effekte durch den Wasser- und Salzverlust gering zu halten.
Soll mit Elotrans® ein Elektrolytverlust bei starkem Schwitzen ausgeglichen werden empfiehlt sich eine Verdünnung auf 400 ml.
Eine orale Rehydrationslösung kann auch in Anlehnung an die Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation improvisiert werden:
Pro Liter Wasser werden folgende Bestandteile gemischt:
Daneben ist auch Kokosnusswasser bestens zur oralen Rehydration geeignet.
Loperamid
Wirkstoff pro Kapsel: 2 mg
Dosierung: zu Beginn 2 Kapseln und dann pro ungeformtem Stuhl eine weitere Kapsel. Maximal 6 Kapseln pro Tag.
Verschreibungspflichtig: Nein.
Hinweise zur Einnahme: Die Kapsel wird unzerkaut mit ausreichend Flüssigkeit geschluckt. Loperamid darf nicht bei fieberhaften Darminfekten mit schleimig-blutigem Stuhl genommen werden.
Allergie
Eine Allergie ist eine überschießende Reaktion des Körpers auf äußere Stoffe. Das können z.B. Nahrungsmittel, Insektengifte oder Medikamente sein. Dabei kann es zu leichten Symptomen kommen wie Schwellungen (Ödem, Nesselsucht), Rötung der Haut und Juckreiz. Es kann jedoch auch ein lebensbedrohlicher Schock mit trockener, hochroter Haut sowie schnellem und schwachem Puls entstehen. Personen die von sich eine Allergieneigung kennen, sollten ein Allergie-Notfallset mitnehmen und allen Mitreisenden den Umgang damit genau erläutern. Darin ist auch ein Autoinjektor mit Adrenalin enthalten.
Für alle die keine entsprechende Neigung haben, reicht ein Basismedikament.
Clemastin
Handelsname: Tavegil®
Wirkstoff pro Tablette: 1 mg
Dosierung: 2 – 3 mal täglich 1 – 2 Tabletten, maximal 6 Tabletten pro Tag.
Verschreibungspflichtig: Nein.
Hinweis zu ausgewählten Anwendungen: Neben der Anwendung bei den oben beschriebenen allergischen Symptomen kann in besonderer Lage Clemastin auch präventiv eingesetzt werden. Und zwar bei einem Biss oder Stich durch ein Gifttier wie einer Schlage oder Skorpion. Das Medikament verhindert zwar nicht die Giftwirkung, kann jedoch eine potentielle allergische Reaktion reduzieren. Außerdem macht es müde, sodass die mit einem Gifttierbiss einhergehende Angst reduziert wird. Entsprechend empfehle ich die Einnahme von zwei Tabletten unmittelbar nach einem Gifttierbiss bzw. -stich und im weiteren Verlauf eine Anpassung der Medikation nach Beschwerden. Für diese Indikation ist das Medikament jedoch nicht in Deutschland zugelassen. Übrigens ist das Mitführen von einem Gegengift nicht sinnvoll, da dieses gekühlt werden muss, oft spezifisch wirkt und selbst wiederum zu allergischen Reaktionen führen kann.
Wichtige Nebenwirkungen: Es kann zu Schläfrigkeit kommen, was z.B. beim Führen von Fahrzeugen und Tauchen zum Problem werden kann. Gelegentlich kommt es auch zu Kopfschmerzen, Schwindel und Mundtrockenheit.
Persönliche Medikamente
Sollte ein Teilnehmer in der Gruppe vorerkrankt sein oder an bestimmten Allergien leiden, ist es sinnvoll, dass dies alle Gruppenmitglieder wissen. Außerdem sollten alle wissen, wo die persönlichen Medikamente der Person verstaut sind und wie diese angewendet werden. Gibt es Unverträglichkeiten gegenüber mitgeführten Medikamenten, sollte dies auf dem Medikament selbst vermerkt werden.
Treibgassprays wie z.B. Salbutamol Dosieraerosol dürfen nur bis maximal 30 °C gelagert werden. Ab einer Temperatur von 50 °C besteht Explosionsgefahr! Sollte das Spray unter O° abgekühlt sein, muss dieses vor der Anwendung vorher in den Händen oder unter der Jacke am Körper für zwei Minuten aufgewärmt werden und die ersten zwei Sprühstöße in die Luft abgegeben werden. Aufgrund der genannten Gefahren ist bei Asthma ein Pulverinhalator bei extremen Temperaturen zu bevorzugen. Allerdings muss dieser trocken gelagert und angewendet werden, damit das Pulver nicht verklumpt.
Medikamente gegen erhöhten Blutdruck können zu einer schnelleren Unterkühlung und beim Bergsteigen in der Höhe schneller zu einem Kollaps führen. Eine entsprechende Vorsicht ist bei Einnahme dieser Stoffe nötig.
Bei der regelmäßigen Einnahme von Medikamenten wie der Pille oder Diabetes-Medikamenten muss auf Reisen mit Zeitverschiebung eine entsprechende Anpassung beachtet werden. Für das genaue Prozedere empfiehlt sich eine Beratung durch den behandelnden Arzt.
Die Einnahme von Antidepressiva in großer Höhe erhöht das Unfallrisiko, da die Stresstoleranz und Konzentrationsfähigkeit reduziert wird.
Ausführliche Informationen zur Ersten-Hilfe-Ausrüstung findest du hier.