MARCH-Schema

„Das Schicksal des Verwundeten liegt in den Händen dessen, der den ersten Verband anlegt.“

Nicholas Senn (1844–1908), Gründer der Vereinigung der Militärärzte der USA

Zum Glück sind wir selten in einer Situation, in der wir Erste-Hilfe leisten müssen. Der Nachteil davon ist jedoch, dass medizinische Laien wenig Erfahrung mit der Versorgung von schwer verletzten Patienten haben. Dazu kommt, dass unter steigendem Stress die kognitiven Fähigkeiten zum Treffen guter Entscheidungen abnehmen. Entsprechend dem Grundsatz "Behandle zuerst, was zuerst tötet!" gilt es, eine sinnvolle Reihenfolge an Maßnahmen entsprechend medizinischer Prioritäten einzuhalten.

Um keine Verletzungen zu übersehen ist es hilfreich, einen Algorithmus zur Hand zu haben, der im Notfall nur noch "abgearbeitet" werden muss. Es haben sich verschiedene solcher Schemata entwickelt. Das MARCH-Schema (march englisch für marschieren) stammt aus dem militärischen Kontext und ist in vereinfachter Form gut auch durch medizinische Laien anwendbar. Von professionellen Rettern wird häufig das inhaltlich vergleichbare cABCDE-Schema verwendet.

Mit dem MARCH-Protokoll sollte regelmäßig unter Stress in realistischen Szenarien geübt werden, um es sicher anwenden zu können. In meinen Kursen Outdoor Erste-Hilfe und Erste-Hilfe Jagd Spezial wird das MARCH-Schema genau erarbeitet und in Fallbeispielen trainiert.

Wie immer in der Ersten-Hilfe gilt: "Eigenschutz vor Fremdrettung!" Deswegen achten wir noch vor der Versorgung des Verletzten auf mögliche Gefahren und stellen Sicherheit her:

  • Waffen (Gewehr, Messer, ggf. Kurzwaffe im Holster)
  • Angeschossenes Wild
  • Jagdhunde
  • Herabstürzende Teile (Hochsitz, Bruchholz…)
  • Witterung (Regen, Sturm, Blitzschlag…)
  • Verwirrt-aggressive Verletzte
  • Infektionskrankheiten
  • Gefahr X

Ein weiteres Feld an Gefahren liegt im Helfer selbst. Die sogenannten "menschlichen Faktoren" beschreiben Probleme während der Verletztenversorgung durch Stress, mangelnde Ausbildung sowie Wahrnehmungs- und Kommunikationsfehler.

Um Stress zu reduzieren und den Überblick über die Lage zu behalten, hat sich das Prinzip "10 für 10" bewährt. Es beschreibt, dass in stressigen, unklaren oder chaotischen Momenten die Versorgung des Verletzten für etwa zehn Sekunden unterbrochen wird und in dieser Zeit gemeinsam die nächsten zehn Minuten geplant werden. Der Tunnelblick wird dadurch für einen Moment gezielt verlassen, sodass sich die Wahrnehmung für Gefahren öffnet und Informationen im Team zusammen getragen werden können.

Das vereinfachte MARCH-Schema zur strukturierten Versorgung schwer verletzter Menschen in der Ersten-Hilfe lautet wie folgt:

Im Anschluss erfolgen alle weiteren medizinischen Maßnahmen zur Versorgung der weniger schweren Verletzungen und für den Transport.

Hier findest du das MARCH-Schema als PDF zum Ausdrucken für dein Erste-Hilfe-Set:

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